****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Äthiopien, ein Land mit Millionen Jahre währender Menschheitsgeschichte. Knochenfunde von frühen Menschenformen belegen, die Wiege der Menschheit hat hier gestanden. Das Land, drei Mal größer als Deutschland, sorgt öfters für Schlagzeilen , doch nur Wenige haben es besucht. Sein Hochland wartet mit mitteleuropäisch anmutenden Temperaturen auf, die Natur indes ist anders. Und fast nicht mehr vorhanden. Die Wälder sind gerodet, die einheimischen Bäume durch schnellwachsende Eukalypti ersetzt, ganze Landstriche sind versteppt und erodiert. Man sollte sich beeilen.

a Rundreise im Hochland Äthiopiens. Von der Hauptstadt Addis Abeba ausgehend, führte die Route nordwestlich zum Tanasee. Östlich zurück bis auf Höhen von 3400 m an den Rand des Ostafrikanischen Grabenbruchs.

b Die Hauptstadt, in Gemisch aus neu und alt. Überall wird gebaut.

c Eingerüstet mit Stangen aus Eukalyptusholz, keine Laufbretter. Die Bauarbeiter hangeln und springen von Stange zu Stange. Ein schieres Wunder, wie aus derartig Krummem etwas so Gerades wird.

d Die berühmte Lucy! Vater und Sohn machen ihren ersten Besuch. 3,2 Millionen Jahre alt, 1974 im AfarDreieck entdeckt, zählt die Dame Australopithecus afarensis zu unseren ältesten (mehr oder weniger direkten) Vorfahren. Auch zu den Ihren, verehrte Damen und Herren! Wir wollten Lucy die Hand schütteln, das dicke Panzerglas war dagegen.


a 20 oder 30 km südlich der Hauptstadt planschen Kinder und Rinder gemeinsam im Fluß

b Noch weiter im Süden, 90 km von Addis entfernt, findet man die Stelen von Tiya. Seit 1980 als Weltkulturerbe deklariert. Die Stelen wurden im 12. bis 14. Jahrhundert vom Volk Sidamo im Zusammenhang mit Gräbern errichtet. Die Symbolik ist bis heute kaum gedeutet.

c Supermärkte, wie wir sie von zuhause kennen, gibt es, aber auch Märkte wie diese hier.   

d Die Verhandlungen ergaben: Eine Ziege kostet etwa 20 Euro. Aber wohin mit der Geiß? Unterwegs eine christliche Begräbnisfeier. 


a Das Männchen der Rotfuß-Atlaswitwe (Vidua chalybeata). Die Vögel sind wie unser Kuckuck Brutparasiten: Das Weibchen legt seine Eier in die Nester des Senegal-Amarants.

b Und das ist er, der zu den Prachtfinken zählende Senegal-Amarant (Lagonosticta senegalensis). Das schlichte Weibchen schuldigst links vom prachtvollen Mann.

c Nicht minder prächtig, der Schmetterlingsfink (Estrilda bengala).   

d Der Schwarzstirnwürger (Lanius minor), in Süd- und Osteuropa verbreitet, ist Wintergast hier, oft zu sehen. 

    

a Für diese Dame aber ist dieser Vogel, wie es scheint, ausgesprochen neu.

b Ursprüngliche Natur muss man suchen. Hier ein kleiner Rest mit dem für die Savannen typischen Akazien. Ihre Blütenköpfchen duften honigsüß.

c Im westlichen Bogen dann hin zum Blauen Nil.   

d Unterwegs versteppte Landschaft mit Aloe und anderen Sukkulenten. 


a Wie dieser Kerl heißt, war die Frage. Nicht wir haben's hingekriegt, sondern Dr. Ulrich Arnold (Magdeburg, jetzt Leipzig): Junonia (=Precis) orithya, Eyed Pansy. Ein Edelfalter (Nymphalide), der in verschiedenen Unterarten von Afrika über Asien bis nach Australien verbreitet ist.

b Der Blaue Nil, etwa 200 km unterhalb seines Ausflusses aus dem Tanasee.

c Endemisch für Äthiopien: der Weißschnabel-Glanzstar (Onychognathus albirostris).   

d Die zu den Stummelaffen zählenden Guerezas (Colobus gureza) trifft man im äthiopischen Hochland nur selten an. Gleichwohl, es handelt sich um Haremgruppen: ein Männchen, mehrere Weibchen und viele Kinder. Igittigitt! Womöglich ein dankbares Objekt für Gender Studies: Lässt sich so etwas Verwerfliches kulturell umprägen? 


a Überall im Lande wird viel dagestanden und dagesessen.

b Obwohl eigentlich im klassisch deutschen Sinne eine ganze Menge zu tun wäre.

c Gurrend ruft die überall häufige GuineaTaube (Columba guinea) von ihrem Sockel herunter.

d Auf dem Weg zu den Nilfällen kommen uns Leute entgegen. Sie wollen zum Markt. Die Frauen tragen die Last, die Männer die Verantwortung. Übrigens, allsamt äthiopisch-orthodoxe Christen. Warum nur, Herrgott noch mal, machen es sich unsere Feministinnen so bequem und bleiben zuhause, anstatt hierzulande für die primitivsten Frauenrechte zu sorgen?!


a Da sind sie, die Fälle des Blauen Nil!

b Davon unbeeindruckt eine Bergammer (Emberiza tahapisi).

c Ja, was ist denn das? So nah hab ich das da noch nie gesehen!

d Karmin-Spinte, Merops nubicus, Verwandte des mittlerweile auch in Mitteldeutschland brütenden Bienenfressers. 

  

a Sieht aus wie eine unserer Heidelibellen-Arten. Diese hier hält sich aber statt des Knallroten ein zartes Violett zugute.

b Am Ufer des Tanasees erwartet uns eine Gruppe Pelikane. Nicht Rosapelikane, wie zunächst vermutet und wie wir sie vom Donaudelta her kennen, sondern Rötelpelikane (Pelicanus rufescens)

c Ein Eisvogelverwandter, der Grau-Fischer (Ceryle rudis). Südlich der Sahara ist er über fast ganz Afrika verbreitet.

d Es muss nicht immer Natur sein, worauf der Schreiseeadler sitzt. Auch er (Haliaeetus vocifer) ist auf dem Schwarzen Kontinent häufig.  


a Auf den Inseln des Tanasees wird Kaffee angebaut eine Geldquelle für die hier ansässigen Mönche. Äthiopien ist das Ursprungsland des Kaffees, Coffea arabica.

b Auf dem Weg zur Kirche werden äthiopisch-orthodoxe Schriften angeboten. Sie enthalten auch Texte, die nicht zum Kanon unserer Bibel gehören. Auch jene Evangelien, wonach Jesus mit Maria Magdalena verheiratet war, womöglich Kinder hatte und nicht hingerichtet wurde?   

c Da steht sie, die Kirche, ein für die Gegend typischer Rundbau.

d Innen reich mit Bildern aus der Bibelgeschichte ausgestaltet. Für Laien gedacht, die die heiligen Schriften nicht lesen können. 

 

a Draußen wartet ein Nektarvogel in edel glänzendem Schwarz und auch Braun mit scharlachroten Latz (Nectarinia senegalensis).

b Im Wipfel eines Strauches ein plusterischer Braunflügel-Mausvogel (Colius striatus).

c Weiter oben in den Wipfeln haben sich laut krakeelend zwei BindenLärmvögel (Crinifer zonurus) niedergelassen.   

d Es kommt noch besser: Ein Gelbkopf-Papagei (Poiecephalus flavifrons), endemisch für Äthiopien, ist gerade dabei, seine Bruthöhle zu verlassen.