Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
Vor etwa 26 000 Jahren kamen die Buschleute, die San, nach Namibia. Im 21. Jahrhundert − zum zweiten Mal nun − kamen wir. Vor allem die Natur lockt: ein Meer aus Sanddünen und Savannen. Tiere kann man überall sehen. Die großen, die jagdbaren, aber seltener als noch vor Jahren. Die Wilderei ist schuld, vor allem die im großen Stil. Hinzu kommen die Großwildjäger. Sie werden aus aller Welt von den Besitzern riesiger Jagd-Farmen zum Erschießen des Wildes eingeladen.
Gut bekannt: In Namibia wird (auch) deutsch gesprochen. Dennoch erstaunlich, wenn man in der Fremdartigkeit des südlichen Afrikas auf einen angestammt Deutschsprechenden trifft. Hierzulande sind es etwa 20 tausend. 1884 wurde das Gebiet des heutigen Namibias vom Deutschen Kaiserreich zum Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrika erklärt. Die Herero und die Nama wollten sich nicht so gern von den Deutschen "schützen" lassen - es kam zu Aufständen, die grausam niedergeschlagen wurden. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges blieb die Region eine deutsche Kolonie. Dann aber musste die deutsche Schutztruppe aufgeben und das Land an die Südafrikanische Union abgeben. Die ansässigen Deutschen blieben und gehören über Generationen hin bis heute zum Land. Zu dessen Oberschicht.
Wie man sich Afrika so vorstellt: Savanne mit Giraffe. Und so ist es, hier und da.
Namibische Städte, weit verstreute Inseln der Zivilisation.
1) Blick über Windhoek, die Hauptstadt mit über 300 tausend Einwohnern.
2 und 3) Swakopmund, Stadt an der Küste mit etwa 45 tausend Einwohnern.
Schon auf den ersten Blick imponiert die Sauberkeit. Plastiktüten sind verboten, keinerlei Schmierereien, nicht einmal Zigarettenkippen sind zu sehen und weder Absperrzäune noch -bänder. Die Menschen, gleich welcher Hautfarbe, sind "adrett" (wie es bei uns früher hieß) gekleidet. Die bestechende Sauberkeit gilt auch für Siedlungen der Armen (4).
Da möchte man nach Deutschland rufen: Von Afrika lernen!
In der Nähe von Swakopmund das Städtchen Walfish Bay:
a Hier lockt eine Katamaran-Fahrt. Ein Pelikan wartet schon. Ein Rosa-Pelikan (Pelecanus onocrotalus) ist es, der von Europa (z.B. Donau-Delta) über den indischen Subkontinent bis nach Südafrika verbreitet ist.
b Der Kerl ließ auch gar nicht lange auf sich warten.
c Eine Robbe (der hier häufige Südafrikanische Seebär) gesellte sich dazu.
d Die Delphine wollten aber nicht an Bord.
e Auch nicht die Rosaflamingos (Phoenicopterus roseus) drüben am Ufer. Sie sind ähnlich verbreitet wie die Rosa-Pelikane.
7 Anders die Robben. Sie hatten ja ein Mitglied auf den Katamaran deligiert. Später noch viele weitere.
Eine Gruppenreise war es. Jeder weiß: Reisegruppen, durch Zufall bunt zusammengewürfelt, mögen so oder so sein. Unsere war so:
Freundlichkeit nicht gemimt, nein, sie gehört zum Habitus der Damen und der Herren am Tisch. Nicht das Lächeln war künstlich, das Fehlen alkoholhaltiger Getränke war's. Eine halbe Minute später schmückten auch diese den Tisch. Der Herr vorn rechts: Günther Kahle, unser Guide. Er sieht nicht nur bedeutend aus, er ist es auch. Seine Familie gehört über Generationen hin zu Namibia - Günther kennt alles, weiß alles und kann alles so erklären, dass das Zuhören Freude macht. Jeder von uns könnte ihn sehr gut auch im Alltag gebrauchen. In nicht allzu ferner Zeit wird er uns Botswana zeigen.
Auf der Weiterfahrt Savannen, Savannen, Savannen.
a Unendlich erscheinen sie für jeden, der durch das Land fährt. Locker gestreute Sträucher und Bäume.
b Termitenbaue, in manchen Gegenden häufig, in anderen spärlich bis gar nicht.
c Bell-flowered Mimosa genannt oder Sickle Bush (Dicrostachys cineria) - ein zur Unterfamilie der Mimosen gehöriger dorniger Strauch oder Baum, wie er für die Savannen typisch ist.
d Das Land gilt als das älteste Gebiet der Erdkruste. Vor etwa 2 Milliarden Jahren ist das Gebiet entstanden, lange bevor sich der Superkontinent Gondwana bildete. Brüche und Aufbrüche der unterschiedlichsten Art geben heute davon Zeugnis. Im Vordergrund eine Oryx-Antilope. Sie kommt auch in sehr trockenen Gebieten vor und ist noch einigermaßen häufig zu sehen. Mit ihren langen, spitzen Hörnern soll sie sich erfolgreich gegen Löwen verteidigen können.
e Oft zu sehen sind durch Lavablasen entstandene Aufbrüche, die mit Granitblöcken bedeckt sind. Hier in besonders beeindruckender Form.
f Die Wüste, die dem Land den Namen gegeben hat: Namib. Sie erstreckt sich entlang der Atlantikküste von Südafrika bis nach Angola.
a Eine Salztonpfanne inmitten der Dünenlandschaft. Ab und an ist das hier ein kleiner See.
b Angepassten Grasarten reichen Spuren von Wasser aus.
c) Wüsten-Eidechse (Meroles reticulatus), ein Endemit. Ausgesprochen flink ist sie. Bei einer Störung rennt sie weg oder verbuddelt sich im Sand.
Einen großartigen Eindruck erhält man von einem Kleinflugzeug aus:
a Mit einer Portion Glück lässt sich ein Platz in der Kanzel ergattern.
b Das Leben von sechs Menschen hängt an einer Tragfläche. Der Seitenspiegel zeigt es.
c-f Der Blick auf das, was sich da unten in ein paar hundert Metern Tiefe zeigt.
d Sossusvlei, eine Salztonpfanne, die sich vom Osten her weit in die Namib vorstreckt. Entstanden ist sie durch einen Fluss, der dann und wann mit Wasser daherkommt. Gut zu erkennen das Band einer schnurgeraden Asphaltstraße, über die der Tourist bis zur Grenze der Pfanne vordringen kann: Sterndünen von mehr als 300 m Höhe, die höchsten Sanddünen der Welt.
f Auf der Küstenseite Robbenkolonien.
Groß und Klein beherbergt die Savanne.
a Der Großkudu verkörpert nach der Elen-Antilope die größte der Antilopenarten. In Namibia verbreitet ist die Art Sambesi-Großkudu (Strepsiceros zambesiensis). Sie kommt von Kenia bis nach Südafrika vor.
b Als Raubvogel von mittlerer Größe: der Einfarb-Schlangenadler (Circaetus cinereus).
b Eher klein ist der Wüstenfalke (Falco peregrinus pelegrinoides), deutlich kleiner jedenfalls als der bei uns heimische, nahe verwandte Wanderfalke (Falco peregrinus).
c-e Groß zum einen und klein zum andern: die Siedelweber (Philetairus socius, auch Siedelsperling genannt). Riesige Sammelnester bauen sie, im Extremfall für bis zu 500 Vögel. Nur von unten sind sie zugänglich und erschweren damit den Zugriff von Feinden, vor allem von Schlangen und räubernden Vögeln.
Am Rand der Etosha-Pfanne. Die Pfanne selbst ist eher langweilig: ein zumeist ausgetrockneter See, 120 km lang und bis zu 55 km breit. Drumherum eine streng geschützte Savanne, die das Leben konserviert, wie es anderswo im einst so tierreichen Namibia nur noch in Resten vorkommt.
a Endlich sieht man auch Herden. Hier die des Springbocks.
b Strauße ruhen sich aus, hinter ihnen grasen Gnus.
c Zebras und Gnus in scheinbarer Eintracht mit einer Braunen Hyäne.
d Weißrückengeier gönnen sich einen Schluck an einem künstlichen Wasserloch.
e Afrika ohne Elefanten? Nein, hier ist einer! Allerdings auf der ganzen Reise war es der einzige.
f Und endlich auch ein Nashorn, dazu noch das seltene Breitmaul-Nashorn! Wildhüter haben ihm das Horn gekürzt, um das Tier vor Wilderern zu schützen. Nach wie vor, und trotz Viagra, ist das pulverisierte Hornmaterial ein vor allem bei Chinesen begehrtes Potenzmittel. Ein wirkungsloses. Pro Kilogramm werden auf dem Schwarzmarkt bis zu 80 000 US-Dollar geboten! Viele Idioten sind harmlos, diese nicht!
a Eine Kuhantilope mit ihrem Jungen.
b Ein Sekretär stakt auf der Suche nach Insekten, Reptilien und kleineren Säugern durch die Savanne.
c Beargwöhnt wird er von einem Kronen-Kiebitz (Vanellus coronatus).
d Auch dem Erdhörnchen kommt der Vogel komisch vor.
e Die überall häufigen Rotschulter-Glanzstare (Lamprotomus nitens) überwachen die gesamte Szenerie.
f Dem Schwalbenschwanzspint (Merops hirundineus), einem nahen Verwandten des seit kürzerem auch bei uns heimischen Bienenfressers (Merops apiaster), ist sowieso alles piep-egal. Einzig auf das nächste fliegende Insekt ist er aus.
Die Löwen fehlten bis jetzt. Hier sind sie, die Könige der Wildnis:
Besuch bei den San, früher "Buschleute" genannt.
a-d Herzensfreundliche Leute, die erpicht darauf sind, unsereinem ihre Welt vorzustellen. Dazu gehört die Kunst, Feuer zu machen - ohne Feuerzeug, ohne Streichhölzer. Einer von ihnen weihte mich ein, Pfeil und Bogen zu machen, und für ein paar Namibische Dollar dann durfte ich die Waffen behalten.
e, f Über unseren Köpfen zeigten die Maskenweber, wie sie kugelrunde Nester bauen.
Unterwegs wieder:
a Eine Herero-Frau mit typischer Kopfbedeckung.
b Selten zu sehen: ein Namibia-Flaschenbaum (Prachypodium lealii). Wurzeln und Stamm sind aufgetrieben, um Wasser zu speichern.
c Eher schlicht wirkend, bei näherer Betrachtung aber doch recht ansehlich: der Feueraugen-Bülbül (Pycnonotus nigricans). Er ist typisch für das südliche Afrika.
d Von plakativer Schönheit hingegen der Rotbauchwürger (Laniarius atrococcineus).
e Die Weißflügel-Trappe (Afrotis afraoides) steht da nicht nach.
f Der Pavian hingegen zählt zu den "ugly faces".
a Der Weißrücken-Mausvogel (Colius colius). Typisch, wie bei alle anderen Mausvogel-Arten, das fellartige, graue Gefieder.
b Auf dem Nachbar-Ast ein Damara-Rotschnabel-Toko (Tockus damarensis). Er zählt zu den Nashornvögeln. Einige von ihnen haben noch weit wuchtigere Schnäbel.
c Auf kargem Fels eine solche Pracht: die Namibische Felsenagame (Afrotis afraoides). Man fragt sich, wie ein Tier mit derartigen Signalfarben überleben kann.
d Im Gegensatz dazu, bis zur Unkenntlichkeit an den Untergrund angepasst, ein Klippschliefer. Äußerlich erinnert er an ein Nagetier, an ein großes Meerschweinchen zum Beispiel. Stammesgeschichtlich aber ist der Klippschliefer weit entfernt. Eher noch mit den Elefanten (!) verwandt.
e Nicht sonderlich elegant wirkend: ein Schabracken-Schakal.
f Ebenfalls fern von Eleganz: Die Ärmsten der Armen wohnen so.
g Ganz anders die Lodges für die Feriengäste. Sie versuchen, sich gegenseitig an Stil und Komfort zu übertreffen.
h, i Obwohl das Personal darauf erpicht ist, den Gästen jegliches Getier fernzuhalten, vor dem sie Angst haben könnten, ist uns in unserem Schlafzimmer ein solcher Fund geglückt: eine Walzenspinne. Walzenspinnen bilden innerhalb der Klasse der Spinnentiere eine eigene Ordnung (Solifugae). Sie sind zwar ungiftig, beißen aber gern und sind ausgesprochen flink.
Kein Edelstein, dennoch die wohl kostbarste Materie, auf der man sitzen kann: der Hoba. Er ist der bislang größte der auf der Erde entdeckten Meteoriten. In der Nähe von Grootfontain war er vor etwa 80 Millionen Jahren niedergegangen, wiegt zwischen 50 und 60 Tonnen und besteht zu 82 % aus Eisen, zu 16 % aus Nickel und 1 % aus Cobalt.
Nischt wie hin, auf nach Namibia!