****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Manch einer fährt zwei-, dreimal pro Woche in seinen Schrebergarten, unsereiner in seinem Leben zum dritten Male auf die Malediven und zum zweiten Male auf dieselbe Insel: Royal Island (https://www.geraldwolfmd.de/Und-weiter-draussen/Malediven-16-I/). Alles hier ist zum Besten der Gäste: das Personal zuvorkommend, manierlich betragen sich die Gäste selbst, die Anlagen sind gepflegt und mit Pflanzen aus aller Welt gestaltet, die Temperatur der Luft wie auch die des Wassers pendelt das ganze Jahr über zwischen anheimelnden 28 bis 30 Grad. Doch der eigentliche Grund, die lange Reise auf sich zu nehmen, ist für viele das Meer. Rings um die Insel ein Riff. Die Korallen haben sich gegenüber dem Jahr 2016 ein wenig erholt, alles zwar noch immer fern von ideal, dennoch reichen ein, zwei Wochen kaum aus, um die Vielfalt einigermaßen zu erschnorcheln. Wem das nicht reicht, dem bieten sich auf Tauchexkursionen zusätzliche Möglichkeiten. 


Eigenhändig geknipst, PowerPoint hat bei der Collage geholfen.


a Inlandflugzeuge bringen die Gäste vom Flughafen der Hauptstadt Male auf die Ferieninseln.

b Royal Island im Baa-Atoll, das Ziel der Reise. Die Peripherie der Insel ist nahezu lückenlos mit Ferien-Bungalows bestückt.

c Für das Wohl der Gäste wird großzügig gesorgt.


a Nach den Regenwäldern gehören die Korallenriffe zu den artenreichsten Biotopen.

Hier, in der Brandungszone von Riffrändern überall häufig, der Blaustreifen-Doktorfisch (Acanthurus lineatus). Namengebend für die Familie der Doktorfische sind die messerscharfen Knochenklingen am Schwanzstiel.

b In denselben Arealen ein ausgesprochen auffälliger Verwandter, der Weißkehl-Doktorfisch (Acanthurus leucosternon).

c Zu den trägsten Tieren überhaupt gehören die Seegurken. Hier die Strichel-Seegurke (Pearsonothuria graeffei) und die Schwarze Seegurke (Holothuria atra). Sie sind im Indopazifik vom Roten Meer bis nach Australien und in die Südsee verbreitet. Als Nahrung dienen ihr das, was sich an organischem Sediment bietet.

d Nicht gerade häufig, aber an manchen Stellen regelmäßig zu sehen: die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata). Zwar kommt sie in allen tropischen wie auch in vielen subtropischen Meeren vor, ist aber dennoch bedroht durch die Netze der Fischer und durch Bejagung (Schildpatt-Handel).

Im Freiwasser vorm Riffhang patroulieren Fische mit dem Namen "Schärpen-Doktor" (Naso brevirostris).

f Die Evolution hat sich bei der Färbung und Zeichnung der Falterfischen als besonders einfallsreich erwiesen. Hier der Schwarzstreifen-Falterfisch (Chaetodon meyeri). Weltweit gibt es etwa 120 Arten an Falterfischen. Sie alle sind blattartig dünn - ideal für das Manövrieren zwischen den Korallen.


a Überall ist für Idylle gesorgt. 

b Recht häufig sieht man Calotes versicolor, die Blutsauger-Agame, auch Orientalische Gartenagame genannt. Über das gesamte südliche Asien hin zu finden.

c Ebenfalls regelmäßig zu beobachten Einsiedlerkrebse. Diesem hier schien mein Demonstrationsversuch überhaupt nicht zu behagen. Er zwickte mich derart, dass ich froh war, ihn wieder entlassen zu können.

d Die Insel ist viel zu klein, um einen Urwald zu beherbergen. Dennoch groß genug, um - sorgfältig ausgewählt - Reste der ursprünglichen Bewaldung zu erhalten. Desöfteren durften attraktive Würgefeigen überleben.

e Mehrere Würgefeigen-Arten gibt es. Sie alle gehören zur Gattung Ficus, zu der auch die Kulturfeigen zu rechnen sind und unser Gummibaum. So harmlos sie aussehen, tragen die Würgefeigen ihren Namen zurecht. Ihre Samen werden mit dem Kot von Vögeln ausgeschieden und bleiben, wenn ihnen der Zufall hilft, auf dem Ast eines Baumes kleben. Zunächst entwickeln sie sich wie ein harmloser Epiphyt. Sobald aber ihre Wurzeln den Erdboden erreichen, wachsen sie rapide in die Höhe und umschlingen mehr und mehr den Baum, der ihnen zunächst als Unterlage diente. Schließlich wird er so dicht umwachsen, dass er sein Leben aufgibt und obendrein als Baumleiche der Düngung seines Okkupanten dient.

f Ein Highlight der Insel sind die Indischen Riesenflughunde (Pteropus giganteus). Sie kommen in weiten Teilen Südasiens vor und ernähren sich ausschließlich von Früchten. Da den Tieren hier keinerlei Gefahr durch Raubvögel droht, fliegen sie auch tagsüber und sind daher wunderbar zu beobachten. Zum Beispiel in diesem Baum, dessen rote Früchte sie sich schmecken zu lassen.

Welch Buntheit! Wenn man nicht gerade die Taucherbrille im Gesicht hätte, wollte man sich über die Augen wischen: Eine Riesenmuschel (Tridacna spec.) und der Doppelsattel-Falterfisch (Chaetodon ulietensis). Während die Falterfische mit Farben und Zeichnung protzen, um zu verkünden: "Hoppla, hier komm ich!" (Partnerwahl, territoriale Ansprüche), wozu dann der so auffällig gefärbte Mundsaum der Muschel? Sie selbst ist dafür nicht verantwortlich. Zooxanthellen sind die Farbgeber, einzellige Organismen, die als Endosymbionten in den Geweben dieser wie auch vieler anderer Tiere leben, z. B. in Korallen. Gehen sie unter ungünstigen Umständen ihren Wirten verloren (z. B. durch einen El Niño), kommt es zu der berüchtigten Korallenbleiche.


 a Ein Korallen-Kaninchenfisch (Siganus corallinus). So harmlos das gelbe Fischlein erscheint und so kuschelig sein Name wirkt, Irrtum! Alle Kaninchenfisch-Arten sind mit giftigen Flossenstrahlen bewehrt, die beim Menschen schmerzhafte Wunden verursachen können.

b  Im Hintergrund ein Blaustreifen-Doktorfisch, im Vordergrund der Indopazifik-Sergeant mit dem ulkig wirkenden wissenschaftlichen Namen Abudefduf vaigiensis. Er gehört zur Familie der Riffbarsche und kommt oft in Massen vor.

c Der Masken-Igelfisch Diodon liturosus. Bei Gefahr schlucken die Igelfische Wasser und blasen sich dadurch ballonartig auf. Für einen Raubfisch, der versucht, einen solchen Fisch zu schlucken, eine extrem unangenehme, oft wohl auch tödliche Erfahrung.


a Der Schwarzflossen-Falterfisch (Chaetodon decussatus) und der Schwarzsamt-Falterfisch (Chaetodon collare).

b Im Bild kombiniert, wie alle Korallenfische aber auch im Leben so anzutreffen: Orangestreifen-Drückerfisch (Balistapus undulatus) und der aparte Halfterfisch (Zanclus cornutus) - die einzige Spezies der Familie der Halfterfische. 

c Unbunt, alles grau in grau, auch so kann es im Riff aussehen: ein Flötenfisch (Fistularia commersonii). Das Verhalten der Flötenfische ist ebenfalls gänzlich unaufgeregt - lauerernd schweben sie auf der Stelle oder streifen langsam übers Riff, bis sie sich dann doch einmal einen kleineren Fisch schnappen.

Eine Muräne, die hier wohl recht häufige Riesenmuräne (Gymnothorax javanicus), sollte in einer solchen Sammlung nicht fehlen. Gleich welche Species, Muränen machen einen hässlichen, ja verdrießlichen Eindruck. Auch wird ihnen allzu Schlimmes nachgesagt. Die Fische in ihrer Umgebung scheint sie aber nicht sonderlich zu beeindrucken, den bunten Gewöhnlichen Putzerlipffisch (Labroides dimidiatus) nicht, und auch nicht diesen Sandbarsch (Parapercis spec.).


Man kann Fotos von Sonnenuntergängen als Kitsch empfinden. Allzumal die der bombastischen Art, wie man sie in den Tropen erlebt. Gleichwohl gegenüber moderner Scheinkunst noch immer vorzuziehen.