****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Die Inlandvereisungen in Norddeutschland haben am Nordrand von Brandenburg zwischen Rheinsberg und Fürstenberg Landschaften der reizvollsten Art geformt. Wälder bedecken wellige Grundmoränen und lange Züge von Endmoränen, in denen kleinere und größere Seen eingebettet sind. Zum Naturpark "Stechlin-Ruppiner Land" erklärt, wird das Gebiet hoffentlich für immer der Landgier der Agrar- und Holzindustrie entzogen sein.  

a Das Landstädtchen Gransee. Karl Friedrich Schinkel hat das Denkmal entworfen, das an die Aufbahrung der preussischen Königin Luise in der Stadt Gransee erinnern soll. Luise von MecklenburgStrelitz starb 1810 im 34. Lebensjahr auf Schloss Hohenzieritz (südlich von Neustrelitz).

b Ein paar Kilometer östlich von Lindow: der SalchowSee. Er ist typisch für die nährstoffarmen (oligotrophen) Seen des Gebietes.

c Nach romantischen Ecken muss man nicht lange suchen. Da hüpft das Herz des Naturfreundes.   

d Torfmoos in einem Bruchwald, so weit das Auge reicht.


a Dort, wo der Boden karg ist, blüht und gedeiht das Leben. Dafür scheint es der Gerste, die man hier anzubauen versucht, nicht so gut zu gehen.

b Nahegelegen gibt es aber auch Gegenden, die dem Auge des Naturästheten weh tun: "Verrapsung" und "Vermaisung" der Landschaft oder Quadratkilometer große Getreideschläge und Kiefernforste der übelsten Art Tribute an unsere Wegwerfgesellschaft.   

c, d Schnell fort von hier! Hochmoore sind Kleinodien der Natur. Die weißen Tupfen, sogenannte Wollschöpfe, werden aus den langen Blütenhüllfäden des Schmalblättrigen Wollgrases (Eriophorum angustifolium) gebildet.  


a Hier findet man auch den Rundblättrigen Sonnentau, der jetzt (im Juli) gerade blüht.

b Ein Stück hin, inmitten von Heidelbeersträuchern, blüht der Sumpfporst (Ledum palustre). Auch mit geschlossenen Augen würde man ihn erkennen. Sumpfporst verströmt einen naphthalinartigen Geruch (Mottenmittel).

c Ein sogenanntes Feenlämpchen ist das, ein Eikokon, gebastelt von der kleinen unscheinbaren Spinne Agroeca brunnea.   

d Ein auffällig gezeichnete Schwebfliegenart: Helophilus pendulus. Sie labt sich an einer Brombeerblüte. 

 


a An der übernächsten Brombeerblüte schleckert die Schwebfliege Leucozona lucorum.

b Sympecma fusca, die Winterlibelle. Blass ist sie, und typisch für die Kleinlibellen: Sie klappen die Flügel in der Ruhestellung über dem Hinterleib zusammen.

c Während sich das Männchen des Zipfelkäfers Anthocomus coccineus abstrampelt, frisst das Weibchen an den Staubgefäßen des Wolfstrapps (Lycopus europaeus) unbeirrt weiter.   

d Mentha aquatica, die Wasser-Minze. Die Pfeffer-Minze ist ein Bastard aus der Wasser-Minze und der Ähren-Minze (Mentha spicata). 

 

a Auffällig grünlich gelb leuchtet der Schwefelkäfer (Cteniopus flavus). Er besucht die Blütenköpfchen der Grasnelke Armeria maritima, um Pollen zu naschen.

b An eine andere Grasnelke hat sich ein unscheinbarer Kleinschmetterling gehängt. Vermutlich gehört er zur Familie der Wickler (Tortricidae), das kleine Schwänzchen deutet darauf hin. Aber welche Art?

c Schön wie ein Smaragd, der Minzen-Blattkäfer (Chrysolina herbacea).   

d Sieht einer Grasnelken-Blüte ähnlich, ist aber die Blüte der Wald-Witwenblume Knautia dipsacifolia. Ein Wachtelweizen-Scheckenfalter (Melithea athalia) schlürft ihren Nektar.  


a Im Geäst des Fruchtstandes vom Krausen Ampfer (Rumex crispus) klettert eine Larve der Lederwanze Coreus marginatus. Nicht weit entfernt, leicht zu übersehen und eher an eine Blattlaus erinnernd, ein noch jüngeres Larvenstadium, Nymphe genannt.

b Cheiracanthium erraticum, eine für den Menschen harmlose Verwandte des durchaus nicht so harmlosen Dornfingers (C. punctorium). Die Spinne webt in Grasrispen einen Kokon, in dem sie später einmal ihre Eier ablegen wird.

c Eine Schmetterlingsgemeinde, die eifrig an den Blüten des Wasserdosts (Eupatorium cannabinum) saugt. Rechts der Feurige Perlmuttfalter (Argynnis adippe).   

d Am dunklen Hinterleib mit dem hellblauen Ring am Ende leicht von anderen Kleinlibellen zu unterscheiden: die große Pechlibelle (Ischnura elegans).  


a Laufspinne Philodromus aureolus beim Verkosten einer Baumwanze (Larve der Stinkwanze Palomena prasina).

b Ein Schwarzspecht (Dryocopus martius) auf Inspektionsgang.

c Zwischen einhunderttausend und einer Million Ameisen der Art Formica rufa (Rote Waldameise) leben in solchen durchaus wohlgeordneten Haufen zusammen. Ein "Staat" nach Art eines Überorganismus. Niemand lenkt ihn, auch nicht die Königin, die ihrem Volk lediglich als Eierlegemaschine dient.   

d Apatura iris, der Große Schillerfalter, saugt mineralienreiches Wasser vom Boden auf. Wie lange wohl musste die Evolution an dem blauen Schimmer basteln, von dem seine Flügel überhaucht sind? Nanostrukturen der Schmetterlingsschuppen sind es, die diese Interferenzfarbe erzeugen. Doch wozu? Um unser Auge zu erfreuen, drängt es den anthropozentrischen Dichter zu sagen.  


a Was für ein Monstrum! Der Weberknecht Phalangium opilio aber ist völlig harmlos. Wie alle Weberknechte ernährt er sich von winzigen Insektenlarven, auch von toten Insekten.

b Orthecia urticae, die Röhrenschildlaus. Typisch für Brennnesselbestände in feuchteren Biotopen. Die Weibchen dieser Schildlaus-Art bilden aus langen, gebogenen Wachsausscheidungen am Hinterleib einen Brutsack für die Eier.

c An Seen überall häufig, doch recht scheu: der Blaupfeil Orthretum cancellatum.   

d Fahren Sie doch auch mal hin!