****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Sardinien im Mai


Bilderbuchschöne Strände und Buchten, hunderte Meter hohe Felswände, Meeresgrotten und, im Inneren der Insel, fast menschenleere Gebirge. Was braucht es mehr? Zumal im Frühling, wenn alles, was zu blühen vermag, sich von seiner schönsten Seite zeigt. Als ob die Sarden die so reizvolle Natur kopieren wollten, sind sie ausgesprochen freundlich. Auch untereinander. Nur nicht in der Inselhauptstadt Cagliari, ganz im Süden der Insel − dort könnte man fast glauben, wieder daheim in Deutschland zu sein. Allerdings mit dem Unterschied, dass sich weder hier noch sonst wo auf der Insel Menschen als Flüchtlinge zu erkennen geben. Ähnlich wie in vielen anderen EU-Staaten. Ein Erfolg der Integration. Oder?

a Tektonische Kräfte und nachfolgende Abtragungen haben hier gebastelt. Ostküste nördlich von Tortoli.

b Ein Steilhang aus Kalkgestein wird zum Klettergerüst für Bäume und Sträucher. Küstengebirge zwischen Baunei und Dorgali.

c Das war nicht die Natur, sondern der Mensch: der Torre di San Gemiliano an der Küste bei Arbatax. Der Turm diente wie hunderte andere auf Sardinien der PIratenabwehr. 


a Als ob jemand seiner Blumenbank überdrüssig geworden wäre und die Alpenveilchen loswerden wollte − Cyclamen repandum, das Geschweiftblättrige Alpenveilchen. In schattigen Wäldern wie auch in der Macchie (immergrüne niedrige Gehölze) anzutreffen.

b Knittrige Blütenblätter, typisch für Zistrosen. Hier die in der Macchie überall häufige Montpellier-Zistrose (Cistus monspeliensis).

c Triteleia hyacinthina, zu den Spargelgewächsen gehörig, mischt sich auf Wiesen und an Wegrändern unter die heimische Flora. Sie kommt aus Nordamerika.

d Zwischen den Fingern reiben und riechen: Lavendelduft. Der auf besonnten Flächen häufige Schopf-Lavendel (Lavandula stoechas).

e Das Dickblattgewächs Umbilicus horizontalis, das Horizontale Nabelkraut. 

f Auf küstennahen Wegen, unscheinbar, geradezu eine Trittpflanze: das Zwerg-Edelweiß (Evax pygmaea).



a Die Städtchen und Dörfer sind ordentlich, aber nicht gerade prunkvoll.

b Sehr einladend hingegen die Friedhöfe. 

b Auch die katholischen Kirchen, sie sind immer gut besucht.

a Korkeichen, einst wirtschaftlicher Faktor. Nun sind viele dieser Bäume von Raupen (Eichenwickler?) befallen und kümmern vor sich hin.

b Typisch Macchie.

c Ab und an zu finden, und dann mit hoher Individuendichte: die Bunte Bellardie (Bellardia trixago). Sieht zwar aus wie ein Rachenblütler, gehört aber zu den Sommerwurzgewächsen und ist familientypisch ein (Halb)Schmarotzer. Manche Bellardien blühen rein gelb. 

d Nicht allzu häufig waren Tiere zu sehen. Von den Eidechsen am ehesten die Tyrrhenische Mauereidechse (Podarcis tiliguerda).

e Die Zippammer mit ihrer charakteristischen Kopfstreifung. Innerhalb Europas ist ihr Vorkommen auf den Mittelmeerraum begrenzt.

f Auch der Rotkopfwürger liebt die Wärme und schafft es vom Mittelmeer hoch gerade mal bis in die Mitte Frankreichs.

a Die Krabbenspinne Synaema globosum. Sieht gefährlich aus, ist es aber nur für ihre Beute.

b Viele der Schönheiten zeigen sich erst bei genauerer Betrachtung.

c Flechten, eine grüngraue Pracht.


a Ganz im Süden die Inselhauptstadt Cagliari. Menschengedränge und enormer Verkehr. Die Hafenbecken sind voller Flamingos, ansonsten gibt es wenig Vorzeigbares.

b Doch sehr schön ist der Dom mit seiner neu-romanischen Fassade. 1933 renoviert.

c Im Inneren imponierende Marmorarbeiten.


a Ab und an sollte man sich auch mal verwöhnen lassen. Zum Beispiel vom Hotel La Bitta in Arbatax − 4 Sterne, hervorragende Qualität, sehr freundliches Personal, prachtvolle Außenanlage. 

b Yachthafen St. Maria, etwas für chronisch Verwöhnte.

c - f Dennoch darf man auch hier mitmischen. Dann heißt es, sich ein Boot ausleihen und, obschon als Laie gänzlich auf sich allein gestellt, die nördlich gelegene Küste entlangtuckern. Mit der Zeit wächst der Mut, das Boot  passt sich an und wird schneller.