****       Sapere aude!        ****        
                 
Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! – forderte der Philosoph Immanuel Kant vor mehr als 200 Jahren. Er hatte etwas viel von uns verlangt, aber ein wenig sollten wir ihm schon entgegenkommen. Jeder auf seine Weise. Hier die meine.
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Hier, im größten Schutzgebiet der Alpen, dominieren Österreichs Dreitausender. Wildheit, gepaart mit alpiner Romantik. Die Dörfer, samt und sonders Heidi-Film-Kulisse, nur eben noch schöner. Nirgendwo mutwillige Zerstörung, nirgendwo Schmierereien. Schlimm, wenn uns Deutschen das sogleich ins Auge fällt. Abertausende Touristen bemühen sich sommers wie winters um ein Plätzchen, die Gegend ist groß genug, jeder findet das passende. Und abseits der stark befahrenen Verkehrswege findet er blanke Natur. Das Leben mag zu kurz sein, um ein und denselben Ort zwei Mal aufzusuchen, doch für diese Gegend lohnt es sich. 



Traumhaft schön: Heiligenblut, in etwa 1300 m Höhe gelegen. Endpunkt der Großglockner-Hochalpenstraße und gern genutzter Ausgangspunkt für die Besteigung des Großglockners. Am Ende des Tals ragt er als weiß glänzender, spitzer Kegel heraus. Mit knapp 3800 m ist er der höchste Gipfel der österreichischen Alpen. Markant auch die Pfarr- und Wallfahrtskirche des Heiligen Vincents, ein Ergebnis der späten Gotik. 

a Fast anheimelnd, der Friedhof am Fuße der Kirche, wie er sich zum Tal hin öffnet.

b Zeugnisse aus alter Zeit sind am Verschwinden. 

Auf dem Weg zum Mölltal, um am Fuße des Großglockners die Pasterze zu sehen, den mit 8 km Länge größten Gletscher Österreichs. Unterwegs wird schon mal probiert.

a Als einst Kaiser Franz Josef zusammen mit Sissi an diesem Ort weilte, sah alles ganz anders aus. Heute ballt sich hier, am Ende der Pasterze, der Massentourismus. Natürlich um einen Blick in die bezaubernde Gegend zu werfen. Aber auch, um ein Eis zu essen oder ein Bier zu trinken. Längere Wanderungen sind weniger gefragt.

b Für Alpendohlen (Pyrrhocorax craculus) ein Paradies. Denn ständig fällt was für sie ab. Gleich ob Brotkrumen oder Reste von Eiswaffeln, alles wird ohne viel Gewese entgegengenommen.


Ebenfalls an die Masse Mensch gewöhnt: das Alpenmurmeltier. Hier lebt es in Sicherheit, anderswo wird das Tier geschossen, um es auszubraten. Wegen der beliebten Murmeltiersalbe und des Murmeltieröls. Von den Einreibungen versprechen sich Leichtgläubige eine Linderung ihrer Gelenk- und Muskelschmerzen. Gar nicht mal teuer, so um die 10 Euro. Allerdings, ein paar Tropfen Rapsöl täten es auch.

Von der Terrasse den Blick nach Westen gewendet, was für ein Bild! Für den Kaiser und für Sissi muss es noch beeindruckender gewesen sein. Seit ihren Zeiten hat die Fläche des Gletschers etwa um die Hälfte verloren.

Am Hang auf der rechten Seite des Mölltals zieht sich der Gamsgrubenweg entlang. Er bietet sich für eine Wanderung leichten Grades an. 

a Blumen über Blumen. 

b Das Mänderle (Paederota bonarota) braucht kalkhaltigen Untergrund. Es ist für die Südost-Alpen endemisch.

c Der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia).

d Aster alpinus, die Alpen-Aster. Attraktiv und recht häufig.

a Auf lockerem Gesteinsschutt überall häufig: das Stengellose Leimkraut, Silene acaulis. 

b Der Blaue Eisenhut, Aconitum napellus. Wenige Gramm davon verzehrt, führt durch Herzversagen zum Tode. Schuld daran ist ein Mix aus den Alkaloiden Aconitin, Benzoylnaponin, Hypaconitin, Lycaconitin und Neopellin sowie die Aminoalkohole Aconin, Napellin, Neolin und Lycotonin. Dabei ist Aconitin eines der stärksten Pflanzengift überhaupt, wirksamer als Strychnin. Schon die bloße Berührung der Pflanze kann zu Vergiftungserscheinungen führen.

c Könnte Gnophus obfuscata sein, der Heidelbeer-Steinspanner. Oder? Weiß es jemand besser?

d An den scheinbar radiärsymmetrischen, tatsächlich aber bilateral-symmetrischen Blüten sowie den lediglich zwei Staubgefäßen sofort zu erkennen: ein Ehrenpreis. In diesem Falle der Alpen-Ehrenpreis (Veronica alpina).


a Recht häufig der ansonsten nicht gerade häufige Rundblättrige Enzian (Gentiana orbicularis).

b Hier in Gesellschaft mit Arabis alpina, der Alpen-Gänskresse.

c Überall zu sehen, der Fetthennen-Steinbrech (Saxifraga aizoides).

d Das Edelweiß (Leontopodium alpinum) darf in einer solchen Präsentation natürlich nicht fehlen

e Die Alpenbraunelle (Prunella collaris), gewiss alles andere als häufig zu sehen. Die Vögel leben in den Fels- und Mattenregionen, kommen aber im Winter in tiefere Lagen hinunter.


Nie zuvor gesehen, Alpensteinböcke! Einst im gesamten Alpengebiet verbreitet, waren sie "dank" intensiver Bejagung bis auf etwa 100 Tiere ausgestorben. Nur im italienischen Gran Paradiso überdauerten sie.  Es sind die Stamm-Mütter und -Väter aller heute lebenden Alpensteinböcke. 

Gegen Abend. Die zutraulichen Viecher besetzen den Weg und üben sich im Kampf. Ja, was denn nun, einfach vorübergehen? Wir versuchten es und  der Jagdgöttin Artemis wie auch ihrer römischen Kollegin Diana sei's gepriesen  wurden in ihre Kämpfe nicht einbezogen.